Gelungene Generalprobe vor dem Bundesligastart

Es läuft die 23. Spielminute in der ersten Runde des Floorball Deutschland Pokals zwischen Regionalligist Kieler Floorball Klub und Zweitligist USV Halle Saalebiber – und der Underdog führt mit 4:2. Wie konnte es dazu kommen?

Ganz einfach, die Losfee hat entschieden, dass es zu diesem Duell kommt und da müssen die Biber dann halt durch. Auch wenn im Vorfeld der Partie gedroht wurde, dass man als Abendmahl für die Kieler herhalten sollte. Unter dem scheinheiligen Vorwand des Naturschutzes.
Wild entschlossen den Artenschutz auch im hohen Norden aufrecht zu erhalten, begaben sich 16 Saalebiber in die Landeshauptstadt, die auf den von uns bestrittenen Wegen nicht viel zu bieten hatte. Lediglich der Hafen bot einige Hingucker, wobei der gemeine ostdeutsche Biber doch eher als Landratte daher kommt und den schwimmenden Hotelburgen eher skeptisch gegenüber steht.
Auch das Stadtteilfest konnte wenig überzeugen und lieferte einzig die Erkenntnis, dass die Bundeswehr wirklich nur als Friedenstruppe dient. Zum einen gibt es eh kaum einsatzfähiges Material und zum anderen würden die Soldaten auch schlicht und ergreifend trotz vorhandener Feldküche verhungern.

Kulturell und kulinarisch reichlich enttäuscht, ging es in die Sporthalle und die Konzentration konnte endlich auf das erste Pflichtspiel der Saison gelenkt werden.
Da der Gegner völlig unbekannt war, wurde selbstverständlich Wert darauf gelegt das eigene Spiel möglichst erfolgreich zu etablieren. Die Kieler überraschten zu Beginn mit einer recht druckvollen Spielweise, aber gaben so auch einige Räume frei. Daher entwickelte sich eine muntere Partie, in der Daniel Baumgärtner in der vierten Minute das 0:1 für die Biber gelang.
Auch in der Folge erspielten sich die Saalebiber zahlreiche Chancen, die aber entweder am Tor vorbeiflogen oder durch Pfosten und Torhüter vereitelt wurden.
Die Hausherren machten es besser und lagen drei Minuten vor Ende des ersten Drittels mit 2:1 vorne. Dabei blieb es aber nicht, denn Kapitän Kay Bläß glich noch vor Pausenpfiff aus.

In der Pause wurde an einigen Stellschrauben gedreht und dies auch erfolgreich. Das Spiel der Biber entwickelte sich positiv, doch zunächst war da noch die Sache mit dem 4:2.
Vorne hakte es beim Torabschluss weiterhin und hinten klebte etwas das Pech am Biberschwanz. Ein Freischlag landete unnötig im Gehäuse und in Überzahl spielend fand der Ball dank einer Kante in der Bande den Weg zum Gegner und dieser hatte freie Bahn zum 4:2.
Deswegen kam aber keine Unruhe auf, denn die Biber waren komplett spielbestimmend und dies spiegelte sich anschließend auch in Toren wieder.
Im 4 gegen 4 verkürzte Andrea Gerdes auf 4:3 und in der 27. Spielminute glich Fabian Baierl das Spiel wieder aus.
Fortan wurde der Druck hoch gehalten und nach 30 Minuten gingen die Hallenser auch wieder dank des nächsten Treffers von Baumgärtner in Führung.
Die Kräfte auf Seiten der Hausherren schwanden nun zusehends und das wurde postwendend ausgenutzt. Olli Myllys schlug gleich zwei Mal zu und Linus Böckel erhöhte acht Sekunden vor Drittelende – nach Vorlage von Goalie Pascal Reichert! – auf 4:8.

Trotz der deutlichen Führung gingen die Biber konzentriert in den Schlussdurchgang, denn man wollte nichts mehr anbrennen lassen. Niklas Zimmermann mit seinem Premierentreffer im Dress des USV baute den Vorsprung weiter aus und Roccy Becker ließ das Ergebnis zehn Minuten vor Ende zweistellig werden.
Kiel gab keineswegs auf und wurde immer wieder über Konter gefährlich, aber zunächst war es noch einmal Fabian Baierl, der das 4:11 erzielte.
Die Nordlichter nutzten in der Folge dann aber doch noch zwei Mal Fehler der Saalebiber aus und gestalteten das Endergebnis aus ihrer Sicht recht versöhnlich. Den letzten Treffer für die Hallenser erzielte standesgemäß Kapitän Bläß.

Das Resultat von 6:12 macht zum einen die Überlegenheit der Saalebiber deutlich, die völlig verdient die nächste Pokalrunde klar machten, aber zum anderen offenbart es auch einige Baustellen. Zu viele Fehler im Aufbau machten es dem Gegner zu oft einfach in das schnelle Umschaltspiel zu kommen.

Im Hinblick auf den Auftakt in der 2. Bundesliga am kommenden Samstag muss also noch einiges passieren. Zu Gast wird dann der Aufsteiger aus Thüringen, FC Rennsteig Avalanche, sein.
Mit Sicherheit die interessanteste Neuheit im deutschen Floorballsport seit einigen Jahren. Das liegt daran, dass Floorball in Thüringen noch allgemein in den Kinderschuhen steckt. Umso erstaunlicher ist es, dass das erst vor wenigen Jahren gegründete Team bereits jetzt in der 2. Bundesliga angreift. Dies gelang dank guter wirtschaftlicher und vor allem tschechischer Kontakte. Das Team besteht zur Hälfte aus Spielern aus dem östlichen Nachbarland und ist somit ein absolutes Novum.
Wohin der Weg führt, lässt sich aktuell nicht sicher sagen, aber ob sie mit diesen Voraussetzungen auf Dauer aufzuhalten sein werden, ist mehr als fraglich.
Daher ist das Duell am Samstag auch eine echte Herausforderung für die Saalebiber und kann wichtige Erkenntnisse für die Saison liefern.

Anpfiff für das Spiel ist wie gewohnt um 18:30 Uhr im Biberbau in der Selkestraße.

(klr)