Ja, der Zahn hat ganz schön gewackelt. So ehrlich muss man gleich zu Beginn dieses Berichtes sein. Nach einem mehr als mühsamen Spiel aus Sicht der USV Halle Saalebiber setzte man sich gegen den Verbandsligisten PSV „Black Wolves“ Dessau mit 4:5 durch.
Es war ein durchaus besonderes Spiel. Dessau ist Ausrichter des „FinalFour“ in dieser Saison. Eigentlich ist der Gastgeber stets für die Finalrunde gesetzt, doch Dessau verzichtete auf dieses Privileg und wählte den sportlichen Weg. Als Viertligist sicherlich eine sehr kluge Entscheidung. Doch umso motivierter gingen die Gastgeber diese Partie natürlich an und kündigten im Vorfeld an, dass man den Bibern die Zähne ziehen wolle.
Doch bevor sie ihr Vorhaben umsetzen konnten,musste sich etwas geduldet werden, denn der Anpfiff in der Sporthalle Kochstedt verzögerte sich etwas. Die Lichtanlage passte sich angeblich den äußeren Lichtverhältnissen an, sodass es zu unterschiedlichen Helligkeiten auf dem Spielfeld kam. Während es in den Randbereichen wunderbar hell war, blieb das Drittel vor dem Tor der Hausherren etwas dunkler. Irgendwie am Ende des Tages auch passend für den Wolf als eher nachtaktives Wesen.
Doch als es endlich losgehen konnte, ließen sich insbesondere die Dessauer von der kurzen Verzögerung nicht beirren und legten los wie die Feuerwehr.
Mit ihrer sehr jungen, aber technisch gut ausgebildeten ersten Reihe setzte man sogar die Biber phasenweise offensiv unter Druck.
Eigentlich hätte dies den nötigen Raum zum Kombinieren geben sollen. Doch der USV, der mit drei Reihen in das Spiel startete, agierte viel zu hektisch und baute reihenweise Fehler in das eigene Spiel ein, das sich auf einem extrem rutschigen Boden umso schwieriger gestaltete.
Besonders schwer wog, dass man sich auf das Spiel der Dessauer einließ und ihnen damit das Leben einfacher machte als nötig. Die Wölfe waren konsequent darauf aus Kontersituationen zu erzeugen und diesen Gefallen tat man den Hausherren auch prompt.
In der dritten Spielminute führte gleich die erste Chance zum Gegentreffer und Dessau lag 1:0 vorne. Als dann drei Minuten später das 2:0 folgte, konnte einem das erste Mal ein paar Zweifel als Biber-Fan aufkommen – welche zahlreich angereist waren!
Doch nach und nach kamen die Saalebiber zu etwas mehr Spielkontrolle und nach einem Abspielfehler in der Dessauer Abwehrreihe reagierte Linus Böckel am schnellsten und verkürzte in der zehnten Minute auf 2:1.
Endgültig in die richtige Bahn schien Andre Ullrich das Spiel nur 90 Sekunden später zu lenken. Nach schönem Bogenlauf folgte der präzise Abschluss in das Gehäuse der Dessauer und es stand 2:2.
Doch wer nun dachte, dass das Spiel fortan den vorher erwarteten Verlauf nehmen würde, sah sich mehr als getäuscht.
Dessau agierte weiter sehr motiviert und gerade die jungen Spieler schossen dabei mehrfach über das Ziel hinaus. So handelten sie sich in der 13. Spielminute neben einer zweiminütigen Strafe gegen das Team auch noch eine persönliche Strafe von zehn Minuten ein.
Die Überzahl spielten die Biber zunächst recht ordentlich, doch im Abschluss mangelte es an der Präzision. Je länger die Überzahl dauerte, umso statischer wurde man und diesen Moment nutzte Dessau eiskalt aus.
Mit ihrer bewährten Kontervariante netzten sie drei Minuten vor Drittelende zum 3:2 ein und lediglich 17 Sekunden später fiel der exakt gleiche Treffer noch einmal.
Mit einem 4:2 ging es in die Pause und dürfte alle Anwesenden durchaus überrascht haben. Konsequenz aus diesen ersten 20 Spielminuten war, dass Coach Seidlitz auf zwei Reihen umstellte und eine neue Ausrichtung im Spiel vorgab.
Diese Maßnahmen sollten letztendlich auch zum Erfolg führen. Mit Beginn des zweiten Durchgangs übernahmen die Saalebiber das Spielgeschehen und hatten fortan die Spielanteile auf ihrer Seite.
Dies wurde in der 22. Minute auch mit dem erneuten Anschluss belohnt, den Malte Rielinger per Fernschuss erzielte.
Aber anschließend tat sich ein anderes Biber-Problem auf. Die Chancenverwertung entwickelte sich stellenweise zum Katastrophenfall. Entweder scheiterte man gleich an sich selbst, schoss den Torhüter nach und nach berühmt oder wahlweise war auch am Aluminium Endstation.
Konsequenz daraus war, dass es am Ende des zweiten Drittels immer noch 4:3 stand.
Die Biber nutzten ihre Feldüberlegenheit nicht aus und Dessau kam kaum zu weiteren Chancen.
Dieses Bild setzte sich auch im letzten Drittel fort. Wieder kamen die Biber zu einem frühen Torerfolg. Nach schöner Kombination setzte Roccy Becker seinen Mitspieler Linus Böckel gut in Szene und der schoss den Ausgleich für den USV.
Das Spiel war also wieder auf null gestellt und es folgte eine recht behäbige Phase im Spiel.
Die Saalebiber nutzten ihre Chancen weiterhin nicht und bei Dessau ließ nach und nach die Kraft nach. Doch gefährlich blieben sie selbstverständlich allemal.
Ihre Konter strahlten weiterhin eine enorm hohe Gefahr aus und zehn Minuten vor Spielende konnte Torhüter Roland Moll eine Situation nur noch durch ein Foul klären. Auf der Strafbank ließ er sich wie üblich vertreten und es ging in Unterzahl für die Biber weiter.
Der ein oder andere Schiedsrichter hätte in dieser Situation eventuell auch einen Penalty gepfiffen, aber beide Auslegungsmöglichkeiten waren in diesem Fall vertretbar.
In der Überzahl zeigte Dessau, dass man zwar sehr gut Kontern kann, aber die Spielgestaltung ließ dann doch sehr an Kreativität vermissen. Für einen Viertligisten absolut n Ordnung und das machte es den Bibern einfacher die Unterzahl schadlos zu überstehen.
Die Zeit lief langsam aber sicher davon und in der Halle kreisten die ersten Gedanken sicherlich bereits um eine mögliche Verlängerung.
Doch dazu sollte es am Ende nicht kommen. Denn Kay Bläß, der vorher mehrmals gute Chancen ausließ, war im richtigen Moment doch noch zur Stelle und vollendete einen Pass von Fabian Baierl zum entscheidenden 4:5.
Zwar waren noch knapp zwei Minuten auf der Uhr, aber dieses Mal stellten sich die Saalebiber deutlich cleverer bei knapper Führung an, als noch im Ligaspiel in Magdeburg.
Dessau nahm den Torhüter zugunsten eines sechsten Feldspielers heraus, aber statt sinnlos weite Schüsse zu wagen, hielten die Biber den Ball fast die komplette Restzeit in den eigenen Reihen und gaben den aufopferungsvoll kämpfenden Wölfen keine Möglichkeit mehr.
Nach großem Kampf und der zunehmenden Gewissheit dennoch zu verlieren, machte sich hier und da dann doch etwas Frust breit. Bei einem weiteren jungen Dessauer Spieler führte es dazu, dass er sich eine Minute vor Ende noch zwei Strafen einfing und die Bemühungen seiner Teamkameraden deutlich erschwerte.
Am Ende dürfen sich die Biber über einen sehr glücklichen Sieg freuen. Zwar übernahm man in den letzten 40 Minuten weitestgehend das Spielgeschehen, aber letztendlich war die gebotene Leistung einfach zu wenig. Insbesondere die Einstellung zum Spiel stimmte nicht und am Ende war es lediglich der Wille sich nicht zu blamieren, der noch für die Wende sorgte.
Wäre ein weiterer Konter der Dessauer oder einer ihrer beiden Pfostenschüsse im Tor gelandet, hätte das Pokalthema ganz schnell beendet sein können. Und dies wäre auch für beide Teams verdient gewesen.
Den Dessauern muss man mit ihrer jungen Mannschaft großen Respekt zollen. Dort könnte sich in den kommenden Jahren eine Mannschaft entwickeln, die vielleicht auch mal Richtung zweite Liga schielen kann. Vorausgesetzt die aktuell jungen Spieler bleiben in der Mannschaft und führen den neuen Nachwuchs an die Aufgaben heran. Man darf gespannt sein.
Ebenso gespannt sind die Saalebiber auf den kommenden Samstag. Denn dort findet nicht nur das Derby gegen Dauerrivale Leipzig statt – in dem es eine mehr als deutliche Leistungssteigerung bedarf, um den Favoriten aus der Messestadt ärgern zu können.
Ebenso spannend wird die Auslosung der nächsten Pokalrunde. Vielleicht dürfen die Biber ja mal wieder im Pokal im heimischen Biberbau ran, aber vielleicht geht die Deutschlandreise im Pokal auch weiter. Ab sofort kann es auch in den Süden der Republik gehen. Wer es am Ende wird, erfahrt ihr natürlich auf unserer Facebook-Seite.