Sensationell Richtung Sensation

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Foto: Andreas Weise – www.andreasweise-photographie.com

Irgendwann bevor für die USV Halle Saalebiber die Saison in der 1. Bundesliga begann, wurde in diversen Vorberichten, Gesprächen und Analysen die Tatsache deutlich erläutert, dass der Nichtabstieg der Saalebiber am Ende der Saison eine absolute Sensation wäre. Der erste Schritt dahin ist getan!

Dank einer herausragenden Mannschaftsleistung konnten die Saalebiber am Samstag die favorisierten PiranHHas vom ETV Hamburg in der Verlängerung besiegen.

Trotz einiger Ausfälle formierte sich das Team in zwei schlagkräftigen Blöcken und ging mit einer klaren, defensiven Ausrichtung in die Partie. Hamburg sollte das Spiel machen und die Saalebiber wollten hingegen über Konter zum Erfolg kommen.
Dieser Plan ging bereits in der zweiten Spielminute erstmals auf, denn Thomas Osterland konnte eine Vorlage von Eric Kindler zum 1:0 verwerten.
Mit der ersten Führung in der Bundesliga im Rücken fühlten sich die Biber natürlich gleich noch wohler in ihrem Defensivverbund und Hamburg ließ früh erkennen, dass ihnen die Mittel fehlten, um dagegen zu agieren. Zwar blitzte ihre technische Überlegenheit immer wieder auf, aber gefährlich wurde es nur, wenn sich die USV-Spieler etwas aus der Abwehr heraus locken ließen.
Aber die norddeutsche Abgeklärtheit und Kaltschnäuzigkeit eines erfahrenen Bundesligisten zeigte sich in ihrem ersten Überzahlspiel. Nach einem unnötigen Wechselfehler in der neunten Minute nutzten sie ihre Überzahl zum Ausgleich und nur vier Minuten später gelang ihnen der zu diesem Zeitpunkt durchaus verdiente Führungstreffer, da es die Saalebiber zu oft verpassten ihre Chancen besser zu verwerten.
Allerdings ließ sich die Mannschaft von dem Rückstand nicht erschüttern und agierte fortan wieder deutlich konzentrierter. Bereits 90 Sekunden nach dem zweiten Gegentreffer wurde die Führung wieder egalisiert, da Eric Kindler im Slot nach einem Schuss der Biber stark nachsetzte und so ein Eigentor der Hamburger erzwang.
Was dann eine Minute später folgte, ließ den Biberbau mit seinen erneut über 200 Zuschauern, erstmals an diesem Samstagabend erbeben. Thomas Osterland fand sich eigentlich aussichtslos hinter dem Tor des Gegners wieder, doch per Zorro-Move überraschte er sowohl Verteidiger als auch Torhüter der PiranHHas und brachte seine Biber wieder in Front.
Das es nicht mit einer Führung in der Pause ging, lag daran, dass auch die Hamburger kontern können und einen Angriff nach feinen Doppelpass erfolgreich abschlossen.

Mit der Gewissheit, dass an diesem Tag etwas zu holen ist, ging das Team hoch motiviert in den zweiten Spielabschnitt und dieser darf durchaus als herausragend bezeichnet werden. Offensiv wurden die Gäste aus dem Norden fast komplett abgemeldet und es sollte das erste Drittel in der 1. Bundesliga sein, welches die Saalebiber ohne Gegentor überstanden. Selbst zwei Unterzahlsituationen gingen torlos vorüber.
Leider verpasste man es im Gegenzug mehr aus den zahlreichen Kontermöglichkeiten heraus zu holen und so drohte beinah das erste komplett torlose Drittel. Aber ein Ass hatten die Saalebiber noch im Ärmel.
Nachdem Thomas Osterland nur noch per Foul vor dem Tor zu stoppen war, entschied das souveräne Schiedsrichtergespann folgerichtig auf Penalty. Bislang ohne Spielminute zögerte Arwed Vogel keine Sekunde und trat an den Mittelpunkt. Was folgte war die bekannte Vogel-Show und der ließ Mannschaft und Fans die erneute Führung bejubeln.

Mit dem minimalen Vorsprung von einem Tor ging es in den Schlussabschnitt und es sollte nicht weniger spannend werden.
Die Saalebiber dachten natürlich nicht einmal daran etwas an ihrer Spielweise zu ändern und die Hamburger wirkten von Minute zu Minute verzweifelter.
Mit ihrem hohen Ballbesitz wussten sie weiterhin sehr wenig anzufangen und dennoch waren sie im entscheidenden Moment zur Stelle, wenn auch das Glück etwas mitspielte.
Zehn Minuten vor Spielende landete nach einem eher harmlosen Schuss der Hamburger der Ball doch wieder vor einer ETV-Kelle und anschließend zum 4:4 im Tor.
Die Uhren waren damit wieder auf null gestellt, aber nur 120 Sekunden später bebte der Biberbau erneut.
Wieder war es Thomas Osterland der unaufhaltsam Richtung Tor zog und schlussendlich doch noch gestoppt werden konnte, aber dies nur auf unfaire Weise und logische Konsequenz war der zweite Penalty an diesem Tag für die Saalebiber.
Die Spannung in dem Moment, als natürlich wieder Arwed Vogel an den Punkt trat, war förmlich zu spüren. Spieler und Fans verfolgten den Anlauf von Vogel und dieser packte tatsächlich noch eine andere Variante aus und düpierte den Gästetorhüter erneut.
Doch noch waren fast 14 Minuten auf der Uhr und die Sensation somit noch gefühlte Ewigkeiten entfernt.
Hamburg wurde mit jeder Minute, die verstrich, offensiver und versuchte den Ausgleich zu erzwingen, doch noch hielt die Abwehr der Saalebiber stand. Bis zur letzten Spielminute.
Hamburg hatte mittlerweile den Torhüter durch einen sechsten Feldspieler ersetzt und tatsächlich fiel 40 Sekunden vor Spielende doch noch der Ausgleich.

Für Enttäuschung blieb aber keine Zeit denn es ging in die Verlängerung, immerhin mit einem sicheren Punkt im Gepäck.
Diese begann mit einer Strafe gegen die Saalebiber äußerst ungünstig, aber es blieb bei der fantastischen Defensivleistung und Hamburg nutzte diese Gelegenheit nicht aus.
Anders die Saalebiber, denn nach knapp der Hälfte der Verlängerung erwischte es einen Spieler der Gäste und die Hausherren durften in Überzahl agieren.
Zunächst wurden die Torschüsse allesamt geblockt oder verfehlten knapp ihr Ziel, als aber nur noch wenige Sekunden übrig blieben, um mit einem Mann mehr zu spielen, konnte Tobias Lutz die Vorarbeit von Daniel Baumgärtner zum entscheidenden Tor verwerten und schickte Spieler und Fans kurzzeitig in den Ausnahmezustand.

Besonders eine Tatsache gibt Grund zur Freude, denn dieser erste Sieg, die ersten Punkte in der 1. Bundesliga waren absolut verdient.
Das Team agierte an diesem Tag hoch konzentriert und hielt stets an der taktischen Marschrichtung fest. Sicherlich kommt so kein begeisternder Offensivfloorball zustande, aber Punkte gibt es für die Saalebiber nur so zu gewinnen.
Es zeugt von der guten Moral der Mannschaft, dass direkt nach dieser ersten Sensation über die Schwachpunkte im Spiel der Saalebiber gesprochen wurde. Denn bei all der berechtigten Freude wäre an diesem Tag auch der erste „Dreier“ möglich gewesen. Doch im entscheidenden Moment fehlte die nötige Abgeklärtheit. Aber die Mannschaft befindet sich weiterhin in einem Lernprozess und mit der Gewissheit Spiele gewinnen zu können, wird dieser fortan sicherlich etwas einfacher zu absolvieren sein.