Spaßfreie drei Punkte zum Ligaauftakt

Treffen sich sechs Tschechen und zwei Deutsche und beschließen, dass sie den USV Halle Saalebibern den Bundesligastart verderben wollen. So geschehen im thüringischen Dickicht vergangenen Samstag. Vermutlich.

Um ehrlich zu sein, hatten sich die Saalebiber ein ganz anderes Spiel zum Auftakt der neuen Saison vorgestellt. Grund war der Gast vom FC Rennsteig Avalanche. Der Aufsteiger aus dem Nachbarland ist gespickt mit zahlreichen Legionären aus dem Nachbarland – also dem das östlich an Sachsen grenzt.
Wenn der gemeine deutsche Floorballer die tschechischen Farben sieht, dann leuchten die Augen auf, denn dort hat Floorball einen anderen Stellenwert als bei uns im Land. Das spiegelt sich dementsprechend auch in der Qualität der Spieler wieder.
Daher war der Respekt vor dem unbekannten Gegner am Samstag sehr hoch auf hallescher Seite. Schließlich gibt man beim FC auch ganz unverblümt den zeitnahen Aufstieg ins Floorball Oberhaus aus. Mit ambitionierten Aufsteigern haben die Saalebiber in den letzten Jahren so ihre Erfahrungen gemacht und deswegen war Vorsicht geboten.

Umso erstaunter waren die Gesichter als der schmale Gästekader von gerade einmal sieben Feldspielern und einem Torhüter am Samstag das Feld betrat. Noch unerwarteter war dann die Spielweise der Gäste, aber aufgrund der Mannschaftsstärke nachvollziehbar.
Rennsteig verweigerte sich über 56 Minuten vollkommen dem Spiel und beschränkte sich zu 100% auf die Defense. In eigenem Ballbesitz wurde ein Spieler auf Offensivmission geschickt und dann sollte es der lange, hohe Ball richten.
Also entwickelte sich ein astreines Handballspiel im Floorball-Mantel auf ein Tor. Die Biber spielten sich minutenlang den Ball um das Tor der Gäste herum zu und suchten die Lücke. Die fand sich allerdings nur selten und dann kam eine unnötige Ungeduld dazu, die zu Ballverlusten führte.
Darauf wartete der Gast und belohnte sich selbst in der sechsten Minute. Der Ball ist samt Spieler in der Hälfte der Biber und nach einem plumpen Foul dürfen die „Thüringer“ in Überzahl agieren. Dies wurde dann gleich genutzt und so stand es plötzlich 0:1.
Bis zur 14. Minute dauerte es, ehe Kapitän Kay Bläß endlich die Lücke fand. Nach Zuspiel von Malte Rielinger, der die Pause auf der Strafbank offensichtlich zur Besinnung nutzte, konnte Bläß endlich den Gästetorhüter zum Ausgleich überwinden.
Der Jubel darüber war auf und neben dem Feld groß – auf dem Feld zu groß. Denn vom anschließenden Bully weg, durfte Rennsteig Richtung Tor von Pascal Reichert spazieren und Reichert war beim Schuss erneut machtlos.
Es ist leicht ironisch, dass ausgerechnet einer der Exoten, sprich einer der beiden Deutschen im Kader vom Samstag, die ersten beiden Tore für den FC Rennsteig erzielte.

Mit diesem mehr als unnötigen Rückstand ging es in den zweiten Durchgang und Rennsteig weigerte sich natürlich auch nur einen Millimeter vom Defensivbollwerk abzuweichen.
Aber die Biber nutzten die Pause, um die eigene Herangehensweise zu überdenken und dies zahlte sich sogleich aus. Tizian Dreizner konnte in der 22. Spielminute erneut ausgleichen.
Dass es auch mit einem Mann mehr auf dem Feld nicht wirklich besser lief, ist bedauerlich aber auch bekannt.
Erst ein Traumpass von Olli Myllys  ermöglichte in der 35. Minute die erste Biberführung der Saison, die letztendlich Fabian Baierl erzielte.
Beim 3:2 blieb es auch bis zur 45. Minute. Noch einmal bäumten sich die Gäste auf und schlossen einen der wenigen Konter erfolgreich zum 3:3 ab.
Die Sorgenfalten bei den Bibern bügelte aber nur eine Minute später Olli Myllys wieder glatt, denn er erzielte im Alleingang das 4:3.
Das erfolglose Überzahlspiel, wo gleich zwei Spieler von Rennsteig auf der Strafbank saßen, wird an dieser Stelle einfach übergangen. Schließlich klappte es im 5 gegen 5 dann doch noch zwei Mal. Myllys erzielte nach Vorlage von Daniel Baugärtner das 5:3 und für den Schlusspunkt sorgte Linus Böckel per Abstauber, nachdem zuvor der Schuss von Bläß noch geblockt wurde.

Zufrieden mit dem verdienten Sieg, aber unglücklich über das Spiel. So lautet wohl bei den Meisten, auch bei über 200 Zuschauern im Biberbau, das Fazit vom Samstag.
Erwartet wurde ein temporeiches Spiel auf beiden Seiten mit vielen Torchancen, das bis zum Ende spannend ist. Spannend war es auch am Samstag, aber nur weil man darauf wartete, wann endlich wieder die Lücke gefunden wird.
Es bleibt die Hoffnung, dass der FC Rennsteig Avalanche sein Team in der Zukunft noch etwas aufstockt, in welcher Form auch immer und solche Spiele den Floorballverrückten im Land erspart bleiben.
Für die Saalebiber bleibt die Erkenntnis, dass trotz monatelanger Saisonvorbereitung noch einiges an Arbeit ansteht und viel Potential nach oben ist.

Bereits am kommenden Samstag geht es mit dem nächsten Spiel weiter. Die Biber müssen in die Hauptstadt, denn BAT Berlin II lädt zum Spiel ein.

(klr)