Erfahrungsbericht Blindsave Goalie Camp 2018

geschrieben von Pascal Reichert

Freitag, 29.6.2018. 5 Uhr morgens auf der A9 Richtung Berlin. Ich fahre direkt auf den Sonnenaufgang zu und für diese Szenerie lohnt es sich sogarso früh aufzustehen. Erst recht lohnt es sich, wenn man einen Flug nach Riga gebucht hat und sich beim Blindsave Goalie Camp in Lettland angemeldet hat.

 

 

Aber was ist das eigentlich? 2013 kam Andis Blinds, Torhüter der lettischen Nationalmannschaft und Begründer der Torhütermarke „Blindsave“, auf die Idee seine Erfahrung in einem dreitägigen Trainingslager für Jung und Alt weiterzugeben. Seitdem findet jedes Jahr in der Kleinstadt Cesis, etwa eine Autostunde von Riga entfernt, das Camp mit stetig steigender Beteiligung –sowohl seitens der Teilnehmer, als auch der Coaches- statt. Dieses Jahr konnten die Teilnehmer, wie auch schon die Jahre zuvor, von den Besten der Besten lernen: Patrik Åman, ehemaliger Torhüter der schwedischen Nationalmannschaft und zweifacher Weltmeister, Pontus Boman, Torwarttrainer bei Pixbo Wallenstam, erstklassiger Verein in der schwedischen SSL, Henri Toivoniemi, Ehemaliger Torhüter der finnischen Nationalmannschaft, zweifacher Weltmeister und vierfach gewählter „Bester Torhüter der WM“, und viele mehr…

Henri Toivoniemi
Patrick Åman

Dieses Jahr hat es dann endlich für mich funktioniert und ich hatte die Möglichkeit daran teilzunehmen. Also ging es für mich am 29.06.2018 früh morgens zuerst nach Berlin Schönefeld, dann nach Riga und von dort mit einer Gruppe von etwa 50 Torhütern die vorher oder mit mir eingesammelt wurden nach Cesis. Nach allem Organisatorischen gab es dann auch schon die erste Trainingssession. Etwa 70 Torhüter wurden in vier Gruppen aufgeteilt und jede Gruppe durfte sich stationsweise Tipps von 8 Coaches abholen und lernen, wie man Reaktion, Koordination und vieles mehr am besten trainiert. Nach dem Abendessen blieb dann noch einige Zeit um sich auszutauschen, sowohl mit den Weltbesten, als auch mit denen die es werden wollen.

Der zweite Tag begann nach reichhaltigem Frühstück mit der Weiterführung des Stationsbetriebes. Diesmal ging es vor allem um brenzlige Situationen wie ein zwei gegen null auf das eigene Tor und um Schusstraining, sowie psychologische Aspekte des Torhüterspiels. Die Coaches zeigten, erklärten und verbesserten, hatten immer ein offenes Ohr und nahmen sich viel Zeit für jeden. Alles in Allem also perfekte Trainingseinheiten, die offenbarten, dass es für jeden Goalie viele Möglichkeiten zur Verbesserung gibt.

Nach einer kurzen theoretischen Schulung folgte noch eine Praxiseinheit –wieder im Stationsbetrieb- bevor es dann mal zur Abwechslung mit dem Bus zur „Jungle Practice“ ging. Der Jungle war in dem Falle ein Wald auf einem Hügel und die Practice bestand darin, drei verschiedene Kurse eines Kletterwaldes zu absolvieren. Nachdem das erledigt war, wurde direkt am Fluss, der durch das Tal fließt, gegrillt und es gab auch hier wieder die Möglichkeit sich sehr viel auszutauschen, bevor es wieder zur Unterkunft ging.

 

Damit brach auch leider schon der letzte Tag an. Eine letzte intensive dreistündige Trainingssession, aus der ich wieder sehr viel mitnehmen konnte, beendete das Camp und nachdem alle verabschiedet wurden fuhr der Bus zurück nach Riga. Doch damit war die Reise noch lange nicht vorbei…

Da mein Flug erst am Montag von Riga ging, also einen Tag später, so wie der einiger anderer auch, ging es erst ins Hotel und dann in die Altstadt von Riga. Das Camp fiel zeitlich anscheinend auf den ungünstigsten Zeitpunkt, den man hätte wählen können, denn die ganze Innenstadt war voll von Frauen und Männern in Trachten, Kleidern und Blumengestecken. Genau heute fand hier ein Festival statt. Was genau gefeiert wurde und warum konnte uns niemand erklären, aber zum feiern braucht man ja bekanntlich keinen Grund. Es schien so als hätten sich alle 2 Millionen Letten zu diesem Anlass versammelt um „Nichts“ zu feiern. Egal wo man war, man kam nicht um die Paraden und Tänze herum. Aber anstatt mich darüber aufzuregen, wie ich es wohl in Deutschland getan hätte, genoss ich die Show und den Enthusiasmus der Letten über dieses Festival –Ich hatte ja Zeit.

Von der „Reisegruppe Riga“, welche 2016 für die Saalebiber bei der Weltmeisterschaft Flagge gezeigt hat (siehe Tagebuch auf Facebook) bekam ich den Tipp, mich in Riga nicht in den Keller einer Bar locken zu lassen. Stattdessen ließ ich mich von etwa 30 anderen Teilnehmern und Coaches des Camps in den Keller eines Clubs locken, wo wir die gemeinsame Zeit im „Folk Klubs Ala Pagrabs“ bei gutem Essen, Trinken und Livemusik ausklingen ließen. Dieser Schmaus gehört seit vier Jahren zur Tradition nach dem Camp, wie ich später erfuhr. Hier gab es die Möglichkeit sich auch nochmal fernab vom Floorball mit den Teilnehmern und sogar einigen Coaches zu unterhalten.

 

Auf ein Kaltgetränk mit Pontus Boman

 

Wusstet ihr, dass Pontus Boman Fan des Rappers Eminem ist und Gitarre spielt, oder dass Patrik Åman bei jedem seiner Helme das Design selbst entwirft? Nein? Ich vorher auch nicht.

Alles in allem also kann ich auf eine sehr gute Zeit in Lettland zurückblicken, die mich in sportlicher Hinsicht sehr viel weitergebracht hat. Jedem Floorballtorhüter kann ich das Camp nur wärmstens empfehlen. Die Coaches nehmen sich sehr viel Zeit für jede Frage der Teilnehmer und tratschen auch gerne mal über persönliche Dinge. Ich freue mich darauf das Gelernte umzusetzen und meine Gegenspieler verzweifeln zu lassen.