Spätestens nach der fulminanten Abschlussfeier muss auch der letzte Saalebiber einsehen, dass die Saison 2014/2015 Geschichte ist.
Die sportlichen Messen sind schon längst gelesen und dementsprechend ist auch etwas Ruhe bei der Berichterstattung eingekehrt, aber zum Glück gibt es ein unschlagbares Instrument, um das Sommerloch mit journalistischen Ergüssen etwas zu füllen – der Saisonrückblick.
Die perfekte Gelegenheit, um noch einmal all das zu erzählen, was bereits während der Saison berichtet wurde und am Ende lügt man sich mindestens so viel selbst in die Tasche, um möglichst ein positives Fazit ziehen zu können.
Dieser Tradition verschließen sich natürlich auch die USV Halle Saalebiber nicht, aber im Gegensatz zur Konkurrenz gibt es bei uns selbstverständlich nur die ungeschönte Wahrheit zu lesen.
Die Ausgangslage für die letzte Spielzeit war nicht unbedingt optimal, denn einige erfahrene Akteure verabschiedeten sich aus dem Bundesligakader und mit nur einem Testspiel im Rücken starteten die Saalebiber in ein hammerhartes Auftaktprogramm.
Zum Saisonauftakt kam gleich Bundesligaabsteiger UHC Döbeln, die aber völlig unerwartet deutlich mit 13:4 wieder nach Hause geschickt wurden.
Nur ein Wochenende später mussten die Spieler einen Doppelspieltag absolvieren, der es in sich hatte. Zum ersten Duell gastierten die Floorball Tigers in Halle und konnten nach einem mühsamen Spiel nur knapp geschlagen werden. Nicht einmal 24 Stunden später stand dann der „Zweitliga-Classico“ gegen den SC DHfK Leipzig auf dem Programm.
Nach 60 Spielminuten gingen die Saalebiber als verdienter Sieger vom Feld und übernahmen die Tabellenspitze der 2. Bundesliga Süd/Ost und dies sollte bis zum Ende der Saison auch Bestand haben.
Eigentlich mit bescheidenen Zielen in die Spielzeit gestartet, wuchs nun in der Mannschaft die Erkenntnis, dass man durchaus Großes zu leisten im Stande ist. Das Saisonziel „Aufstieg“ war geboren.
Die erste weite Auswärtstour nach Schriesheim bedeutete zwar den ersten Punktverlust, da erst in der Verlängerung der Siegtreffer gelang. Aber da die Konkurrenz aus der Messestadt gleich alle drei Punkte liegen ließ, konnte auf westdeutschen Autobahnen und Rasthöfen dennoch gefeiert werden.
Einem Pflichtsieg gegen Aufsteiger Dresden folgte der spielerische Tiefpunkt der Saison und wie bereits in früheren Spielzeiten geschah dies gegen Kellerkind Konstanz. In einem Spiel in dem nur das nötigste zusammen lief, um die absolute Katastrophe zu verhindern, musste man sich am Ende erstmals geschlagen geben, aber immerhin erst in der Verlängerung.
Was folgte war eine ehrliche Aussprache in der Mannschaft und die Besinnung auf das gemeinsame Ziel, was auch wieder zum Erfolg führte. Wobei nicht verschwiegen werden sollte, dass die spielerischen Leistungen in der Folge meist dennoch hinter den eigenen Ansprüchen hinterher hinkten.
Im Rückspiel gegen Döbeln konnte erneut ein Sieg und die damit verbundene Herbstmeisterschaft gefeiert werden und auch die zwei folgenden Derbys gegen Landsberg und Magdeburg brachten jeweils drei Punkte ein.
Den ersten Dämpfer im Jahr 2015 gab es dann in Dresden, denn gegen den starken Aufsteiger setzte es die nächste Overtime-Niederlage.
Der Vorsprung auf Verfolger Leipzig war mittlerweile deutlich kleiner geworden und Ausrutscher konnte man sich nun nicht mehr erlauben.
Dies hatte auch die Mannschaft erkannt und fuhr gegen Landsberg den nächsten Sieg ein und rehabilitierte sich mit einem deutlichen Sieg gegen Konstanz zudem auch für die Schmach im Hinspiel.
Alles deutete auf einen Showdown im Kampf um Platz 1 hin, welcher am letzten Spieltag im heimischen Biberbau gegen Leipzig steigen sollte, doch zunächst mussten beide Teams noch gegen Schriesheim antreten.
Während die Saalebiber die Aufgabe lösten und am Ende knapp gewannen, zog Leipzig den Kürzeren und der Kampf um die Ostdeutsche Meisterschaft war entschieden.
Dies bedeutete somit schon den zweiten Titel für die Saalebiber im Jahr 2015, denn bereits zu Jahresbeginn wurden die USV Halle Saalebiber als Halles Sportmannschaft des Jahres ausgezeichnet.
Als Staffelsieger trafen die Saalebiber im Play-off Halbfinale auf das Überraschungsteam der 2. Bundesliga Nord/West Holzbüttgen. Der DJK war als Aufsteiger völlig überraschend in die Play-offs eingezogen.
Die Spiele gegen den Konkurrenten aus den Westen sollten sich als deutlich größerer Prüfstein herausstellen als vorher erwartet. Das Hinspiel wurde noch denkbar knapp in der regulären Spielzeit gewonnen, aber im Rückspiel wurde es endgültig dramatisch.
Nach deutlichem Rückstand holten die Saalebiber erst in den letzten Spielminuten auf und schickten das Spiel in die Verlängerung, die aber auch keinen Sieger hervorbrachte und somit musste das Penaltyschießen entscheiden. Hier zeigten die Saalebiber die besseren Nerven und zogen ins Finale der 2. Bundesliga ein.
Dort wartete erneut der SC DHfK Leipzig, die sich ebenso dramatisch gegen Bremen durchsetzten.
Die Finalserie begann für die Saalebiber mit einem Auswärtsspiel in Leipzig, welches erneut einen dramatischen Höhepunkt bereithalten sollte.
Die Saalebiber verloren nach einem hochklassigen Spiel in der Verlängerung, aber gegen diese Wertung musste Protest eingelegt werden.
Ursache dafür war eine Regelunkenntnis des Schiedsrichtergespanns, die einen Spieler zu früh von der Strafbank ließen und Leipzig konnte somit regelwidrig in Überzahl agieren, was sie zum Ausgleich nutzen konnten.
Auch wenn Geschichte von den Siegern geschrieben wird, entbehrt es jeder Grundlage in dieser Situation von einer Tatsachenentscheidung zu sprechen und das sahen auch die zuständigen Gremien des Verbandes so und annullierten folgerichtig die Wertung des Spiels.
Die Finalserie wurde neu gestartet und in zwei Heimspielen für die Saalebiber sollte die Entscheidung fallen.
Leider bewiesen die Leipziger erneut den längeren Atem und konnten zwei hochklassige Partien für sich entscheiden. Der Titel in der 2. Bundesliga bedeutete zugleich den Aufstieg in die 1. Bundesliga und die Saalebiber mussten auf ihre nächste Chance in der Relegation gegen die Igels Dresden warten.
Gegen den Erstligisten war die Ausgangslage natürlich ungleich schwerer und dies bestätigte sich im Auswärtsspiel auch überdeutlich. Zu keinem Zeitpunkt fand man Zugriff auf das Spiel und wurde mit einer deutlichen Niederlage nach Hause geschickt.
Im Rückspiel zeigte sich ein anderes Bild und die Saalebiber stellten mal wieder unter Beweis, dass man durchaus mithalten kann, aber ein Sieg gelang auch in diesem Spiel nicht.
Der Erstligazug schien endgültig abgefahren.
Allerdings machte man in diesem Moment die Rechnung ohne den Wirt, denn Dresden wollte gar nicht mehr in der 1. Bundesliga spielen. Dies teilte man dem Verband aber erst nach den Relegationsspielen mit und nun war guter Rat teuer. Für diese Situation gab es kein klares Verfahren und mit den Saalebibern kam auch der direkte Absteiger aus der 1. Bundesliga Bonn als Nachrücker in Frage.
Die Saalebiber untermauerten weiterhin ihren Anspruch und den Willen in die 1. Bundesliga aufsteigen zu wollen und wenn Bonn dies ebenfalls getan hätte, dann wären erneut Relegationsspiele nötig geworden.
Bonn entschied sich aber gegen diese Option und ging den Weg zurück in die zweite Liga und somit gelang den USV Halle Saalebibern schlussendlich mit dem dritten Sieg in einer Saison am grünen Tisch doch noch der Aufstieg in die 1. Bundesliga.
Das dies ein Wagnis ist, steht bereits jetzt fest. Die Saalebiber haben in den letzten Jahren immer wieder zeigen können, dass sie durchaus mithalten können mit Mannschaften aus der ersten Liga. Dies war aber stets im Pokal und nur ein Spiel pro Saison. Letztendlich ist auch nie ein Sieg herausgesprungen.
Aber dennoch sind sich Spieler und Mannschaftsleitung einig, dass man diesen Schritt nun einfach mal gehen muss und auch wenn es sportlich eigentlich nicht ganz gereicht hat, musste diese Chance ergriffen werden.
Das Entwicklungspotenzial nach Jahren als Spitzenmannschaft in der 2. Bundesliga schien zuletzt doch erschöpft und die Erfahrungen, die in der 1. Liga gesammelt werden können, sind unbezahlbar und werden jeden einzelnen Spieler auf jeden Fall voran bringen.
Die Marschrichtung ist ohne Zweifel eindeutig. Ziel kann nur der Klassenerhalt sein und wenn dies gelingt, wäre das bereits eine absolute Sensation.
Für dieses Ziel schwitzen die Spieler schon seit einem Monat drei Mal pro Woche bei Ausdauer- und Krafteinheiten im Training und bereiten sich bestmöglich auf das Abenteuer 1. Bundesliga vor.
Erstligareif sind bereits die Fans der Saalebiber, die den Biberbau in dieser Saison ein ums andere Mal in einen Hexenkessel verwandelten und in den entscheidenden Momenten das Team zu Höchstleistungen trieb.
Auf die Fans wird es nun auch im Oberhaus des deutschen Floorballs ankommen, denn das Ziel Klassenerhalt kann nur gemeinsam erreicht werden.
USV Halle Saalebiber – Floorball seit 1995