Pokal-Aus – Raus ohne Applaus

Prolog:

Am vergangenen Samstag gastierten die Saalebiber in der 2. Runde des Deutschen Floorball Pokal in der bayrischen Landeshauptstadt München. Eine mehr als fünfstündige Anreise ist sicherlich selten optimal vor einem Spiel. Immerhin konnte sie dank der Unterstützung der Saalesparkasse in deren komfortablen Reisebus vonstattengehen. Verkehr als auch Wetter meinten es dabei gut mit der kleinen Reisegruppe und so erreichten die Biber ihr Ziel sowohl sicher als auch rechtzeitig. Landschaftlich gab es allerdings wenig Neues zu entdecken, denn bereits während der Fahrt zum Spiel der 1. Runde nach Rohrdorf durften dieselben Autobahnkilometer geschrubbt werden. Zumindest ein anderes Busfahrergespann sowie deren Auswahl der Rastplätze für die Pausen sorgte für etwas Abwechslung.

Matchplan:

Ein schweres Spiel gegen einen unbequemen Gegner wurde erwartet. Der FC Stern war in heimischer Halle hochmotiviert und füllte den Spielberichtsbogen mit 18 Feldspielern sowie 2 Goalies vollständig aus. Die im Verhältnis kleine Delegation der Saalebiber wollte mit der nötigen Ruhe und Konzentration dagegenhalten. Trainer David Lachnit warnte davor, dass der Gegner nicht lange fackeln und den Ball zügig Richtung Tor bringen würde. Im eigenen Ballbesitzt sollten die bekannten Abläufe praktiziert werden und den gewünschten Erfolg bringen.

1. Drittel:

Der Start ins Spiel offenbarte schnell, wie der Nachmittag verlaufen sollte. Die Gastgeber versuchten das Tempo konstant hochzuhalten und aus allen Lagen das Hallenser Tor zu attackieren. Die Saalebiber wollten dies mit der gebotenen Aufmerksamkeit verhindern. Offensiv taten sich die Biber jedoch schwer in einen Rhythmus zu kommen. Die Münchner verteidigten teilweise recht hoch und agierten zudem mit absoluter Laufbereitschaft sowie körperbetont. Auf Grund der Ballbesitzanteile sowie der Anzahl der Abschlüsse gehörte die optische Überlegenheit dem FC. Die Biber hatten vereinzelt gute Einschussgelegenheiten, scheiterten jedoch am gegnerischen Goalie oder den eigenen Nerven. So dauerte es bis zur fünfzehnten Spielminute, ehe sich die Gastgeber für ihren Aufwand belohnten und in Führung gingen. Die Hallenser zeigten sich zunächst unbeeindruckt und erzielten eine Minute später den Ausgleich zum 1:1. Christian Stern legte für Artur Kempe auf. Eine Minute vor der ersten Drittelpause drehten die Saalebiber die Partie. Daniel Baumgärtner markierte die 2:1 Führung. Leider konnte man diese nicht in die Pause retten. Zu passiv verteidigte man einen Fernschuss welcher dann irgendwie den Weg vorbei an Goalie Nico Westphal fand. Rückblickend war dies der erste kleine Nackenschlag.

2. Drittel:

Trainer Lachnit konnte mit dem Auftritt seines Teams nicht zufrieden sein. Auch die Mannschaft selbst analysierte beim Gang in die Kabine die zahlreichen Probleme. Die Defensivarbeit war insgesamt zu zaghaft und stellenweise sehr ballorientiert sowie oft kommunikationslos. Offensiv gab es zu wenig Bewegung, Ruhe und Entschlossenheit. In der Abwehr konnte man zunächst einiges besser machen. Alles was doch durchkam entschärfte Goalie Nico Westphal (mittlerweile gewohnt) souverän. Allerdings entwickelten sich die Angriffsbemühung der Hallenser zum großen Manko an diesem Tag. Ab Mitte des zweiten Spielabschnittes gab es kaum noch ansehnliche Kombinationen. Technische Schwächen, mangelnde Abstimmung, fehlende Bewegung sowie ein diszipliniert und aufopferungsvoll verteidigender Gegner, sorgten dafür das ein flüssiges Angriffsspiel kaum noch vorhanden war. Trotzdem hätte diese Partie jederzeit zu beide Seiten ausschlagen können, sie entschied sich jedoch gegen die Biber. Innerhalb der letzten fünf Minuten des Mitteldrittels fing man sich auf Grund von Unkonzentriertheiten drei Tore. Mit jedem dieser Treffer wurde die Brust der Münchner spürbar breiter. Diese Phase samt des 2:5 Rückstandes vor dem Schlussabschnitt waren ein weiterer herber Dämpfer und eine (zu) hohe Hypothek.

3. Drittel:

Trotz des bisherigen Spielverlaufs zeigte sich Trainer David Lachnit davon überzeugt, dass man das Ruder noch rumreißen könne. Man müsse es nur endlich irgendwie schaffen den berühmten Schalter umzulegen und seine eigenen Stärken auf das Parkett zu bringen. Die Saalebiber kamen tatsächlich mit dem nötigen Selbstvertrauen aus der Kabine und belohnten sich, in Person von Linus Böckel, nach gut drei Minuten mit dem Treffer zum 3:5. Keine vierzig Sekunden später war jedoch jegliche aufkeimende Euphorie gleich wieder dahin. Ein einfacher Fehler begünstigte das Gegentor zum 3:6. In der Retrospektive war dies der dritte und entscheidende Rückschlag in diesem Duell. In der Folge blieben die Biber durchaus engagiert, fanden aber kaum noch Mittel und Wege sich klare Chancen herauszuspielen. Somit wurde auch die Zeit ein entscheidender Faktor, denn diese lief den Hallenser immer weiter davon. Als letzten Versuch die Wende einzuleiten, nahm Trainer David Lachnit zehn Minuten vor dem Spielende seine Auszeit. Mit einer offensiveren Herangehensweise inklusive Pressing sollte versucht werden bereits in der gegnerischen Hälfte Ballgewinne zu erzwingen. Gelegentlich gelang dies zwar auch, etwas Zählbares sollte den Saalebibern aber nicht mehr gelingen. Den sich nun bietenden Raum nutzte der FC seinerseits für einige Abschlüsse welche Goalie Nico Westphal allerdings gut zu parieren wusste. Vier Minuten vor dem Ende war aber auch er machtlos und die Gastgeber sorgten mit ihrem Tor zum 3:7 für die endgültige Entscheidung sowie den Endstand.

Shame of the Game:

Die Saalebiber haben verloren. Die Biber sind damit aus dem Pokal ausgeschieden. Die Siegesserie ist gerissen. All das ist grundsätzlich kein Problem. Die Art und Weise wie man sich über weite Teile der Partie präsentiert hat, wirft aber zumindest Fragen auf. Bereits während des ersten Drittels hörte man es auf der Bank, in den Pausen wurde es in der Kabine analysiert und selbst auf der Rückfahrt gab es teils philosophische Gespräche. Alle waren sich einig darüber was und wie man es hätte besser machen können, gar müssen. Nur an der Umsetzung ist man gescheitert. Die graue Theorie konnte an diesem Tag einfach nicht auf das Spielfeld transferiert werden. Gute und erfolgreiche Mannschaften brauchen Rhythmus, idealerweise Automatismen. Dies sollte man sich im Training holen bzw. daran arbeiten. Die Biber hatten zwei Wochen Zeit sich auf das Pokalspiel vorzubereiten. Das diese Vorbereitung ziemlich suboptimal gelaufen ist, wurde bereits im Vorfeld erwähnt. Die Trainingsbeteiligung war gering und die Fluktuation, der beim Training anwesenden war hoch. Eine schlechte Kombination, um ambitioniert und effektiv an den eigenen Defiziten arbeiten zu können. Es gibt viele und natürlich auch gute Gründe, weshalb man nicht trainieren kann. Aber alle haben denselben Preis und den haben die Saalebiber bezahlt. 

Biber des Spiels:

In einer Partie, in der im Prinzip alle unter ihren Möglichkeiten performt haben, sticht derjenige heraus der Normalform erreicht. Und diese ist bei unserem Akteur mittlerweile auf einem sehr hohen Niveau. Wir gratulieren unserem Goalie Nico Westphal zu einer erneut ganz starken Leistung. Ohne seine Paraden wäre die Begegnungen sicherlich noch früher verloren gewesen. Der ebenfalls vom Veranstalter ausgezeichnete ordnete das Ergebnis anschließend folgendermaßen ein:

„Ich denke, dass die Niederlage verdient gewesen ist. Wir haben nie wirklich ins Spiel gefunden und nicht alles abgerufen was wir können. Aber wenn wir daran arbeiten und wieder zeigen was wir eigentlich draufhaben, werden die nächsten Spiele besser laufen.“

Resümee:

Aus Niederlagen kann man bekanntlich mehr lernen als aus Siegen. Genau dies sollte und muss der Ansatz der Saalebiber nach dieser Begegnung sein. Man muss sich selbst hinterfragen. Zum einen weshalb man trotz besseren Wissens nicht anders agiert hat. Zum anderen wieso im Vorfeld nicht optimal gearbeitet wurden ist. Vize-Kapitän Kay Bläß zeigte sich nach dem Spiel reflektiert und motiviert.

„Wir wussten, dass wir München nicht unterschätzen durften. Leider gelang es uns zu keiner Zeit dem Spiel unseren Stempel aufzudrücken und unsere Stärken abzurufen. Der Gegner war in allen Belangen einfach cleverer, schneller und spritziger. Somit geht der Sieg verdient an München. Für uns heißt es die Tage hart zu trainieren, damit wir am kommenden Sonntag beim schweren Auswärtsspiel gegen Dresden bestehen können.“  

Trainer David Lachnit fasste es auch relativ nüchtern zusammen:

„Wir haben unsere Leistung nicht aufs Parkett gebracht und München hat es super geschafft unser Offensivspiel über 60min zu zerstören. Das war nicht unser Tag.“

Den Hallensern bleibt nun eine Trainingswoche, um sich auf das Spiel beim Ligaprimus und souveränen Tabellenführer Unihockey Igels Dresden vorzubereiten. Mit den Erkenntnissen vom vergangenen Samstag gibt es dabei vermutlich sogar mehr Baustellen als ursprünglich angenommen.

Verfasser: T-Co CoSt