Enttäuschende Heimniederlage vor der langen Pause

Prolog:

Am vergangenen Samstag hieß es Derby Time im Biberbau. Die Saalebiber empfingen dazu den PSV 90 Dessau. Beide Teams gingen als Tabellennachbarn in dieses Duell und somit war klar, dass der Sieger vor dem Konkurrenten überwintern werden würde. Die Gäste präsentierten sich zuletzt beim 16:8 Heimerfolg gegen den FBC Havel in überragender Form. Zudem konnten sie auf alle wichtigen Stammkräfte zurückgreifen. Auf Seiten der Hallenser sah das Ganze hingegen etwas anders aus. Bei der 0:5 Niederlage in der Vorwoche beim Auswärtsspiel gegen die Unihockey Igels Dresden leistete die Offensive einen wahren Offenbarungseid. Außerdem musste das Trainerteam Lachnit/ Gipser verletzungsbedingt mal wieder auf einige Leistungsträger verzichten. Unter diesen Umständen war es zumindest erfreulich, dass sich die Biber wieder über die Unterstützung ihrer Fans freuen konnten. Am Ende fanden, auch auf Grund einiger Anhänger der Gäste, tatsächlich 163 Zuschauer den Weg in den Biberbau und sorgten für eine angemessene Stimmung für dieses letzte Spiel im Jahr 2021.

Matchplan:

Ein ausgeglichenes, spannendes und umkämpftes Spiel wurde erwartet. Die Hallenser wussten um die Stärken und Schwächen des Gegners. Konzentriert, strukturiert, mit der nötigen Kommunikation und einer klaren Zuordnung sollte die Defense die starken Angriffsreihen der Dessauer in Schach halten. In der Offensive wollte man nach den beiden schwachen Vorstellungen zuletzt wieder etwas abgezockter zu Werke gehen und die Räume, welche der Gegner anbietet, optimaler bespielen.

1. Drittel:

Mit dem Anpfiff wurde schnell klar, dass die Intensität über die komplette Spielzeit hoch sein würde. Beide Mannschaften waren sich bewusst, wie stark Kleinigkeiten den Ausgang der Partie beeinflussen können. Den besseren Start erwischten dann die Saalebiber als sie nach nicht einmal drei Minuten mit 1:0 in Führung gehen konnten. Vize-Kapitän Kay Bläß bediente mustergültig Fabian Lauch und dieser netzte ein. Bevor sich aber eventuell so etwas wie Selbstvertrauen aufbauen hätte können, schlugen die Gäste im nächsten Angriff zurück. Eine mangelnde Zuordnung in der Abwehr begünstigte den Ausgleich zum 1:1. In der Folge bot sich den anwesenden Zuschauern eine offene Begegnung mit Chancen auf beiden Seiten. Die Saalebiber scheiterten dabei meist am gegnerischen Goalie oder an den eigenen Nerven. Mitte des Drittels drehte Dessau die Partie zum 1:2. Dieser Gegentreffer wurde durch zu passives Zweikampfverhalten erleichtert. Weitere Tore gab es bis zur ersten Drittelpause dann nicht mehr. Dies lag vor allem an zahlreichen starken Paraden der beiden Goalies. Somit gingen die Hallenser mit einem knappen Rückstand in die Pause.

2. Drittel:

Dem Trainergespann Lachnit/ Gipser war es bis dahin ein ganzes Stück weit zu wenig von allem. In Puncto Körperspannung und Aufmerksamkeit zeigte der Gegner genau das was man sich vom eigenen Team erhoffte. In diesen Bereichen wollte und musste man unbedingt zulegen. Zudem galt es in der Defensive die Zweikämpfe entschiedener anzunehmen. Offensiv musste im Kombinationsspiel schneller und konzentrierter agiert und die Chancenverwertung effizienter gestaltet werden. Die vielen guten Vorsätze erfuhren schnell den ersten Dämpfer. Nach drei Minuten führte ein unglückliches Eigentor dazu, dass die Gäste ihre Führung auf 1:3 ausbauen konnten. Die Saalebiber mussten sich kurz schütteln, erspielten sich einige gute Gelegenheiten und kamen daann auch zum Anschlusstreffer. Daniel Baumgärtner bediente Janosch Fuchs und dieser verkürzte zum 2:3. Der eventuell aufkommende Optimismus wurde durch einen Doppelschlag der Dessauer schnell im Keim erstickt. Die Gegentreffer vier und fünf waren dabei wieder auf Passivität und Ballverluste zurückzuführen. Zum Glück hatten die Hallenser ihrerseits eine Antwort parat und konnten in Person von Linus Böckel nach Vorlage von Janosch Fuchs auf 3:5 stellen. In der sich daran anschließenden Phase hatten die Biber in der Vorwärtsbewegung meist zu viele einfache Ballverluste, um sich weitere gute Abschlussmöglichkeiten zu erspielen. So war es ein weiterer Doppelschlag der Gäste welcher gegen Ende des zweiten Abschnittes die Aussichten auf einen Heimerfolg doch sehr stark trüben sollte. Diesmal waren eine schlechte Staffelung im Umschaltspiel sowie mangelnde Zuordnung die Fehler welche zu den Toren sechs und sieben für den PSV führte. Das wäre als Nackenschlag vor dem letzten Drittel eigentlich schon genug gewesen aber es sollte noch schlimmer kommen und führt uns zum:

Shame of the Game:

Das Emotionalität zum Sport dazugehört wird sicherlich zweifelsfrei jeder bestätigen der ihn in irgendeiner Form ausübt oder damit zu tun hat. Da können zum einen diese unglaublich geilen Momente sein, in denen einen die Glücksgefühle quasi durchströmen, weil etwas erfolgreich gelaufen ist. Aber natürlich gibt es auf der anderen Seite auch die traurigen Augenblicke in welchen man vielleicht kurz vor dem Ziel gescheitert ist. Und dann wäre da noch das schwarze Schaf der Emotionen, die Frustration. Jeder kennt sie, jeder hat sie, aber nicht jeder kann damit richtig umgehen. Im Sport macht es einen wahren Athleten aus, seine Frustration zu jeder Zeit korrekt kanalisieren zu können. So darf sie sich vor allem niemals gegen Personen, Sportgeräte oder Gegenstände richten. In den meisten Sportarten sind solche potentiellen Aussetzer auf Grund des Regelwerkes sowieso mit Sanktionen verbunden. Bei Sportarten bei denen (mindestens) ein Schiedsrichter dafür verantwortlich ist den Wettkampf zu leiten, ist er meist auch der vermeintliche Grund der Frustration. Dies liegt nun einmal in der natürlichen Diskrepanz bezüglich der Bewertung bestimmter Situationen auf Grund der unterschiedlichen Positionen der Beteiligten. Ein Schiedsrichter ist dabei stets bestrebt den Wettkampf unabhängig und unparteiisch entsprechend der geltenden Regeln zu leiten. Damit gehört er der absoluten Minderheit bei sämtlichen Sportveranstaltungen an. Denn Spieler, Trainer, Offizielle und Fans sind aus den offensichtlichsten Gründen sehr häufig voreingenommen. Erschwerend kommt bei dieser Gemengelage noch hinzu, dass der Schiedsrichter immer seine eigene Perspektive auf die Situationen hat. Und diese hat nun einmal niemand außer er. In diesem Zusammenhang kann es auf Grund unterschiedlicher Wahrnehmung, einer Sehstörung, Farbenblindheit oder mangelnder Regelkenntnis dazu kommen, dass man Entscheidungen im Spiel anders beurteilt als der Schiedsrichter. Dies ist grundsätzlich auch
kein Problem und liegt in der Natur der Sache. Die Reaktion bzw. wie ich dem Schiedsrichter meine Sicht der Dinge schildere, ob nun verbal oder nonverbal ist aber immer entscheidend. Dabei macht, wie bei allen anderen Dingen im Leben auch, der Ton die Musik und als Rumpelstilzchen ist man dann halt fehl am Platz. Einem echten Sportsmann dürfen Ausbrüche derlei Art nicht passieren vor allem nicht, wenn man sich selbst als Führungsspieler sieht.
Saalebiber Linus Böckel bekam für Spielverzögerung, weil er wohl absichtlich auf den Ball getreten sei und somit die schnelle Ausführung eines Freischlages unterband, eine Zwei-Minuten-Strafe. Mit der Entscheidung offenkundig gar nicht einverstanden sprach er zunächst lautstark auf den Schiedsrichter ein. Als dieser sich von diesem Widerspruch allerdings wenig genötigt sah seine
Einschätzung zu revidieren, zerbrach der Hallenser Top-Scorer auf dem Weg zur Strafbank auch noch seinen Schläger. Dies zieht regeltechnisch leider eine Rote Karte (Spielausschluss) nach sich welche mit einer Fünf-Minuten-Strafe verbunden ist. Dies bedeutete für die Biber bis zu maximal sieben Minuten Unterzahl am Stück, da eine Fünf-Minuten-Strafe auch bei einem oder mehrerer Gegentreffer nicht vorzeitig aufgehoben wird. Die verbliebenen achtzig Sekunden überstand man schadlos und rettete sich erstmal in die zweite Drittelpause.

3. Drittel:

Vor dem letzten Spielabschnitt wurden zunächst einige organisatorischen und taktischen Sachverhalte geklärt. Zunächst hieß es gut organisiert die lange Unterzahlphase zu überstehen. Anschließend sollte ein Systemwechsel für mehr Stabilität im Defensivbereich sorgen. Zudem kam Janik Arne Hoffmann neu in die Begegnung was auch eine kleinere Personalrochade nach sich zog. Interessanterweise schafften es die Saalebiber in der langen Unterzahl tatsächlich wieder mehr Ordnung in ihr Defensivverhalten zu bringen. Leider ereilte sie kurz bevor man die personelle Ungleichheit wieder hätte ausgleichen dürfen eine weitere Zeitstrafe. Es dauerte nicht lange bis es Dessau gelang die zwei Spieler mehr auf dem Feld zu nutzen und das 3:8 zu markieren. Eine eigene Überzahlsituation konnte kurze Zeit später leider nicht für einen eigenen Treffer genutzt werden. Im
weiteren Verlauf zeigte die taktische Umstellung jedoch Wirkung und man hatte den Angriff der Gäste besser unter Kontrolle. Mit fortschreitender Spieldauer und der sich immer klarer abzeichnenden Niederlage vor Augen, wurden die Angriffsbemühungen der Hallenser immer verkrampfter. Und was von Beginn bis vielleicht zur Mitte der Partie noch in einem gewissen Maße an Spielrhythmus vorhanden war, wich immer mehr der Brechstange. Auch die zwischenzeitliche Auszeit, um mit einer offensiveren Herangehensweise Ballgewinne zu erzwingen, verpuffte geradezu. So war es einzig Malte Rielinger der wenige Sekunden vor Schluss mit einem verwandelten Penalty Ergebniskosmetik betrieb und den Endstand von 4:8 besorgte.

Biber des Spiels:

Nach einer alles in allem enttäuschenden Niederlage im letzten Spiel des Jahres, ist es schwer positive Dinge zu sehen. Zumal die Leistung sowohl in dieser als auch den letzten Partien nicht besonders viele hervorzuhebende Aspekte bot. Trotzdem gab es einen Biber, welcher sich ein wenig in den Vordergrund spielen konnte. Wir gratulieren Janosch Fuchs zum Biber des Spiels. Ein Tor und
eine Vorlage sind die nackten Zahlen welche in die Statistik eingehen. Darüber hinaus bestach er aber auch mit guter Übersicht, starkem Zweikampferhalten, Ruhe und ausgezeichneter Technik am Ball sowie der absoluten Bereitschaft in jeder Situation der beste Teamkamerad zu sein.
Janosch reflektierte die Begegnung anschließend wie folgt:

„Das Spiel verlief zumindest phasenweise ganz gut und wir konnten viele Angriffe auf das gegnerische Tor starten. Diese Chancen konnten wir leider nicht ausreichend nutzen. Des Weiteren müssen wir noch an unseren taktischen Grundlagen arbeiten, um souveräner
spielen zu können.“


Resümee:

Das Ergebnis und vor allem die Art und Weise wie dieses zu Stande gekommen ist, sorgte bei allen Beteiligten für große Ernüchterung. Nach drei Erfolgen zu Saisonbeginn, haben die Saalebiber nun dreimal in Folge verloren. Dabei kristallisierte sich das Angriffsspiel samt der Chancenverwertung als ganz großes Manko heraus. Wer nur wenige oder gar keine Tore schießt bzw. dem Gegner mit der eigenen Offensive nicht ausreichend fordern kann, der hat es nun einmal verdammt schwer erfolgreich zu sein. Wenn zudem die Defensive zu anfällig agiert ist dies meist eine mehr als ungünstige Kombination.
Co-Trainer Marco Gipser analysierte es nach dem Spiel so:

„Die Partie begann durchaus vielversprechend. Das wir die Führung bereits nach acht Sekunden aus der Hand gegeben haben, war wohl gleich das erste Anzeichen dafür, dass wir für dieses Spiel nicht bereit waren. Weder technisch, taktisch oder physisch waren wir auf der Höhe. In der Defense zu wenig Abstimmung und kaum Ballgewinne sowie zu viele zugelassene Torschüsse. In der Offensive zu statisch, wenige Ideen, unnötige Ballverluste und viele überstürzte Abschlüsse. Einzig hervorzuheben ist die Moral, welche sich vor allem während der langen Unterzahl zeigte, als eine der wenigen Konstanten derzeit im Team.“

Auch Vize-Kapitän Kay Bläß äußerte sich enttäuscht:

„Wir hatten uns viel vorgenommen um das Spiel so erfolgreich wie möglich zu gestalten und das Jahr mit einem Sieg abzuschließen. Leider ist uns dies nicht gelungen. Wir sind zwar gut ins Spiel gekommen, haben uns dann aber immer wieder den Dessauer Stil aufzwingen lassen. Des Weiteren haben wir, wie in den vergangenen Partien auch, zu viele gute Torchancen ungenutzt gelassen. Somit geht der Sieg leider verdient an Dessau.“

Trainer David Lachnit weiß, dass in der nun zweimonatigen Spielpause viel Arbeit wartet:

„Der Samstagabend war ernüchternd. Nicht nur, dass wir verloren haben, sondern, dass wir verdient verloren haben. Die lange Pause muss nun intensiv genutzt werden, mittels sorgfältiger Analyse die richtigen Schlüsse zu ziehen, um dann gezielt an unseren Schwächen zu arbeiten.“

Der Mannschaft bleibt nun einiges an Zeit um die diversen Defizite anzugehen. Es ist sicherlich nicht alles schlecht und es gibt manches worauf sich durchaus aufbauen lässt. Trotzdem gab es zuletzt deutlich mehr Schatten als Licht. Am 23.01.2022 starten die Saalebiber mit einem Auswärtsspiel bei TU Dresden in das neue Spieljahr. Nach den letzten Auftritten kann das Motto dabei in der Tat nur „Neues Jahr, Neues Glück“ lauten. Die nächsten Monate werden zeigen was für ein Team man ist bzw. sein möchte.

Verfasser: T-Co CoSt