Wenn aus M ein I wird – Legionärseffekt in der Bundesliga

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Foto: Andreas Weise – www.andreasweise-photographie.com

Am vergangenen Samstag bekamen die USV Halle Saalebiber die eher unangenehme Seite der 1. Bundesliga zu spüren.
Hauptgrund dafür war natürlich die verdiente 13:4 Niederlage gegen den MFBC Leipzig. Gerade das erste Drittel verlief aus Sicht der Saalebiber sehr enttäuschend und ging mit 5:1 deutlich an die Hausherren.
Diese verstanden es perfekt die Räume zu nutzen, die aufgrund der zu offensiven Ausrichtung der Saalebiber-Defensive entstanden.
Erst nach dem 5:0 gab es in der 19. Spielminute den ersten Lichtblick für die Hallenser, die bis dahin kaum gefährlich nach vorne kamen. Nach Vorarbeit von Thomas Osterland schlenzte Kay Bläß den Ball zum 5:1 ins Tor.
Die schlechten ersten 20 Minuten ziehen sich bislang ein wenig wie ein roter Faden durch die Saison der Biber. Doch genau so oft gelingt es, danach besser ins Spiel zu finden. Dies könnte natürlich zum einen daran liegen, dass die Gegner mit einer komfortablen Führung im Rücken durchaus etwas nachlassen. Aber definitiv schaffen es die Biber sich mit fortschreitender Spieldauer besser auf einen Gegner einzustellen und eigene Fehler zu minimieren.

So gestaltete sich auch dieses Mal das zweite Drittel spielerisch durchaus ausgeglichener. Erst nach sechs Minuten landete der nächste Ball im Tor von Gunnar Sauer, der an diesem Tag alles hielt, was zu halten war, aber dennoch oft ohne Chance blieb.
Zur Mitte des zweiten Drittels eroberten sich die Saalebiber immer mehr Spielanteile und erzwangen so in kurzer Zeit zwei Zeitstrafen gegen die Hausherren. Diese doppelte Überzahl konnte Tobias Lutz nach Vorlage von Kapitän Stefan Raab zum 6:2 nutzen.
Zwei Minuten später keimte sogar ein Funken Hoffnung auf, denn nach gutem Pass von Roccy Becker konnte Thomas Osterland überlegt auf 6:3 verkürzen.
Erstickt wurde dieser Funken per Doppelschlag innerhalb von zwei Minuten. Lediglich 60 Sekunden später konnte der MFBC die Führung wieder ausbauen und wiederum nur eine Umdrehung des Sekundenzeigers später wurde ein schmeichelhafter Penalty zum 8:3 verwertet.
Das das Drittelergebnis nicht bei einem ausgeglichenen 3:2 blieb, war der Tatsache geschuldet, dass die Saalebiber eine 5-Minuten-Strafe erhielten, die von den Leipzigern noch zu zwei weiteren Treffern genutzt wurden.

In Unterzahl ging es auch in den letzten Spielabschnitt und Leipzig konnte diesen Vorteil auch weiterhin nutzen. Nach Ablauf der Strafe stand es 12:3.
Das Spiel verflachte anschließend zunehmend und viele Chancen auf beiden Seiten blieben ungenutzt.
Ein weiteres Überzahlspiel vier Minuten vor Spielende konnten die Hausherren zum 13:4 nutzen und den Endstand zum 13:4 besorgte wenige Sekunden später Stefan Raab.

Bemerkenswert an diesem Ergebnis ist, dass sämtliche Tore der Hausherren von ihren ausländischen Gastspielern erzielt und vorbereitet wurden und der Mitteldeutsche FloorBall Club an diesem Tag eher der Internationale FloorBall Club war. Man muss Respekt vor der klugen „Einkaufspolitik“ der Verantwortlichen in Leipzig haben, die es verstanden haben ihr Team perfekt mit Legionären aus Finnland und Tschechien zu ergänzen, die den Spielern der Saalebiber an diesem Tag deutlich ihre Grenzen aufzeigten. Gegen den reinen Legionärsblock fand man nur selten ein adäquates Mittel.

Weiterhin außergewöhnlich ist die Tatsache, dass sieben der 13 Gegentreffer fielen, als die Saalebiber mindestens einen Spieler weniger auf dem Feld hatten. Gerade in diesen Momenten blitzte die Klasse aus Finnland und Tschechien enorm auf.
Zweifelhaft ist allerdings ob es so viele Strafen hätte geben müssen. Gerade im ersten Drittel wirkte es so, dass die Saalebiber für einen Pfiff der Schiedsrichter doppelt so lange arbeiten mussten. Die Schiedsrichter verpassten es für eine klare Linie im Spiel zu etablieren und sorgten so immer wieder für viel Unverständnis. War eine Aktion auf der einen Seite noch in Ordnung, wurde selbige auf der anderen Seite plötzlich abgepfiffen.

Traurige Randnotiz dieses Spieltags war die enttäuschende Zahl von 60 Zuschauern auf der Heimseite. Ohne die 30 Saalebiber-Fans und zwei Dauertrommler auf Seiten der Hausherren hätte man sich auch bei einem Schachspiel wähnen können.

Insgesamt ein Spieltag in der 1. Bundesliga zum abgewöhnen und schnell vergessen. Bereits am kommenden Samstag geht es im geliebten, heimischen Biberbau weiter, denn die Red Hocks Kaufering sind zu Gast.