Biber mit erfolgreicher Fuchsjagd im Harz

Prolog:

Am vergangenen Wochenende stand für die Saalebiber der Ligaauftakt in die Saison 2021/2022 bei der TSG Füchse Quedlinburg auf dem Programm. Der Harz ist immer eine Reise wert. Und dabei ist Quedlinburg mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten auf jeden Fall eine der ersten Adressen. Die Biber waren jedoch nicht zum Sightseeing in der Welterbestadt. Es ging um Wiedergutmachung für das letzte Aufeinandertreffen an gleicher Stelle vor ziemlich genau einem Jahr. In diesem Zuge wurde mannschaftsintern als motivierendes Mantra Fuchsjagd ausgegeben. Dieses sollte seine Wirkung nicht verfehlen und setzte die nötigen Kräfte frei.

Matchplan:

Die Gastgeber waren in diesem Duell der Favorit und somit für die Hallenser klar, dass man eine Topleistung benötigen würde, wenn etwas Zählbares rausspringen sollte. Trainer David Lachnit verlangte von seiner Mannschaft absolute Lauf- und Kampfbereitschaft sowie Leidenschaft auch wenn diese mal Leiden schafft. Gerade von der Defensive war gegen die torgefährlichen und schussgewaltigen Angriffsreihen der Füchse absolute Aufmerksamkeit, konsequente Zuordnung und Kommunikation gefordert. In der Offense wollte man die Räume, welche der Gegner durch sein aggressives Forechecking immer wieder anbietet, gezielt für das eigene Kombinationsspiel nutzen.

1. Drittel:

Mit dem Anpfiff wurde die Spielanlage beider Teams ziemlich schnell deutlich. Die gastgebenden Füchse zogen kontrolliert ihre Angriffe auf und störten wiederum die Saalebiber teilweise recht früh in deren Hälfte. Quedlinburg agierte im Sinne ihres druckvollen Spieles mit drei Reihen während die Biber mit zwei dagegenhielten. Die große Disziplin in der Verteidigung der Hallenser sorgte zunächst für kaum klare Chancen des Gegners. Mit schnellen Pässen und gezielten Verlagerungen gelang es den Bibern gelegentlich Abschlüsse zu kreieren. Den ersten Treffer der Partie markierte, wenn auch etwas glücklich, Mitte des Drittels die TSG. Trotz Druck schien die Situation hinter dem eigenen Tor eigentlich unter Kontrolle. Der Ball fand schließlich doch irgendwie den Weg in den Slot und dort schob der gegnerische Angreifer völlig frei zum 0:1 ein. Die Saalebiber zeigten sich davon aber unbeeindruckt und lauerten weiter auf ihre Möglichkeiten. Eine davon bot sich nach knapp einer Viertelstunde in eigener Überzahl. Diese war keine zwanzig Sekunden alt und die Hallenser kamen zum Ausgleich. Janosch Fuchs spielte eine schöne Seitenverlagerung auf Corvin Schumann und dieser fasste sich ein Herz zum 1:1. Dies war der erste Pflichtspieltreffer von Corvin für die 1. Mannschaft nachdem er zur letzten Saison aus dem eigenen Jugendbereich zum Team stieß. Er selbst beschrieb diesen für ihn besonderen Moment wie folgt:

„Es war natürlich ein sehr gutes und überwältigendes Gefühl endlich auch in so einer professionellen Umgebung ein Tor zu schießen. Und damit dann auch noch für den Ausgleich zu sorgen war noch geiler.“

In Anbetracht der Tatsache, dass die Biber dieses Spiel gewinnen sollten wurde aus Corvin also Score-Win. Im Anschluss gab es einen kleinen Wermutstropfen als Janosch Fuchs verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste. In der Folge drehten die Saalebiber vor Drittelende sogar die Partie. Kapitän Fabulous Baierl eroberte den Ball, marschierte auf das gegnerische Tor zu und kullerte zur 2:1 Pausführung ein.

2. Drittel:

Trainer Lachnit mahnte in der Drittelpause defensiv weiterhin konzentriert zu bleiben und wies erneut auf die Absichten des Gegners hin. Im eigenen Angriffsspiel forderte er mehr Struktur ein. Die Füchse kamen erwartungsgemäß mit ordentlich Wut im Bauch aus der Kabine. Die Hallenser mussten sich kurz schütteln und waren dann wieder voll auf der Höhe. Nach knapp sieben Minuten bediente Score-Win Schumann den eingewechselten Daniel Baumgärtner und dieser baute mit einem kontrollierten zentralen Flachschuss die Führung auf 3:1 aus. Postwendend gab es jedoch den Anschlusstreffer der Gastgeber, weil in der Abwehr zu sorglos agiert wurde. Anschließend drückten die Füchse auf den Ausgleich doch ein wieder einmal glänzend aufgelegter Nico Westphal vereitelte dies mit zum Teil herausragenden Paraden. Mitte des Drittels konnte aber auch er den Ausgleich zum 3:3 nicht mehr verhindern. An diesem Punkt hätte das Momentum kippen können aber dieses Mal waren es die Saalebiber welche umgehend eine Antwort parat hatten. Tim Oberländer fand Linus Böckel zur erneuten 4:3 Führung. In der Folge standen die Biber wieder sicherer in der Verteidigung und tat sich doch mal eine Lücke auf war Goalie Nico Westphal zur Stelle. Das es trotzdem nicht erneut mit einer knappen Führung in die Pause ging war der individuellen Klasse des Gegners geschuldet. Kurz vor Drittelende brachte ein platzierter Abschluss den 4:4 Ausgleich.

3. Drittel:

Somit also wieder alles auf Anfang vor dem Schlussabschnitt. Trainer David Lachnit brachte zwei frische Kräfte um dem Dauerdruck standhalten zu können und für die nötige Entlastung zu sorgen. Das finale Drittel hatte in seiner ersten Hälfte etwas von Achterbahn fahren. Sowohl auf dem Spielfeld als auch der Anzeigetafel ging es hoch und runter. Zunächst erzielte Linus Böckel die 5:4 Führung. Keine zwei Minuten später führte ein am Verteidiger hängen gebliebener Fernschuss auf Grund schnellerer Reaktion zum 5:5 Ausgleich. Erneut dauerte es keine zwei Minuten, da eroberte Christian Stern den Ball und steckte auf Linus Böckel durch und dieser traf zur 6:5 Führung. Diesmal brauchten die Füchse nicht einmal eine Minute um wieder auszugleichen. Dem Treffer zum 6:6 war allerdings eine unglückliche Aktion von Goalie Nico Westphal vorausgegangen. Es sollte jedoch sein einziger Fehler in einer Begegnung voller zahlreicher und unglaublicher Paraden gewesen sein. Mitte des Drittels erzielten die Hallenser ihre fünfte Führung in dieser Partie. Die Verwirrung der TSG bei einer Wechselsituation während eines Einschlags nutzte Kapitän Fabulous Baierl der handlungsschnell auf Linus Böckel ausführte und dieser markierte das 7:6. Trotzdem sah sich Trainer Lachnit unmittelbar danach zu seiner Auszeit gezwungen. In dieser appellierte er an seine Mannschaft doch wieder mit mehr Geduld zu agieren und mit kontrolliertem Ballbesitz auch mal für die nötige Ruhe zu sorgen. Dies gelang zwar leider nur bedingt aber immerhin war das Auf und Ab bezüglich des Spielstandes vorbei. Die letzten zehn Minuten waren auf der einen Seite von anrennenden Füchsen und auf der anderen von leidenschaftlich kämpfenden Bibern geprägt welche immer wieder Nadelstiche setzen aber keine weiteren Tore erzielen konnten. Die Gastgeber hatten mittlerweile auf zwei Reihen umgestellt und drängten noch mehr auf einen weiteren Treffer. Und dies führt uns (langsam) zum:

Fame of the Game:

Im Floorball sind es nicht immer bzw. nur Tore welche Spiele entscheiden. Auch taktische Disziplin, Wille und Moral sind wichtige Faktoren. Rückstände zu drehen, sich von Fehlern nicht aus der Ruhe bringen zu lassen oder auch einen knappen Vorsprung ins Ziel zu bringen. All das fällt leichter wenn man über die erwähnten Eigenschaften verfügt. In dieser Phase wenige Minuten vor Spielende, auswärts beim Staffelfavoriten mit (nur) einem Tor vorn, da ist der Druck groß. Anspannung, Adrenalin und Puls erreichen ihr Maximum. Von den aktiven Spielern auf dem Feld über jene auf der Bank sowie das Trainerteam bis hin zu den Fans auf der Tribüne war diese Intensität spürbar. Die Saalebiber wollten diesen Sieg unbedingt und sie waren bereit alles in ihrer Macht stehende zu tun um diesen Erfolg einfahren zu können. Als Quedlinburg dann den Goalie rausnahm und einen zusätzlichen Feldspieler brachte, wurde sich in jeden Schuss geworfen, keinem Zweikampf aus dem Weg gegangen und Nico Westphal im Tor hielt sensationell jeden Ball der doch irgendwie durchkam. Es galt einmal noch den Ball zu gewinnen um dann den entscheidenden Treffer zu setzen. Dieser Moment als Invincible Bachmann den Ball auf Linus Böckel passte und dieser das Empty-Net zum 8:6 erzielte war wie eine Befreiung für Alle. Am Tag der Deutschen Einheit hatte sich die Mannschaft über die gesamte Spielzeit als eben solche präsentiert und belohnte sich für alle Anstrengungen in den vergangenen Monaten und auch jene in diesem Spiel.

Mit dem Schlusspfiff kurze Zeit später brandete bei allen Bibern und ihren Fans großer Jubel auf und es war auch die Erleichterung zu spüren es nach Hause gebracht zu haben. Dies war, wenn natürlich coronabedingt, die erste Pflichtspielniederlage der Füchse seit fast zwei Jahren (16.11.2019). Damals mussten sie sich (noch als Regionalligist) im Pokal dem Erstligisten DJK Holzbüttgen geschlagen geben.

Biber des Spiels:

Keine Frage der Teamgeist hat gestimmt und jeder Einzelne hatte seinen Anteil an diesem Erfolg. Trotzdem haben sich zwei Spieler etwas hervorgetan. Der eine ist Linus Böckel welcher mit seinen fünf Toren die beste Abschlussquote hatte. Er selbst beurteilte das Spiel folgendermaßen:

„Beide Teams waren auf Augenhöhe, wodurch es über die gesamte Spieldauer spannend war. Gerade das letzte Drittel war besonders intensiv und kräftezehrend. Aber wir haben als Team agiert und konnten dadurch mögliche Fehler der Mitspieler ausbessern.“

Der Garant für diesen Erfolg war sicherlich Goalie Nico Westphal. Er hielt die Bälle und dadurch die Biber im Spiel. Man konnte teilweise sogar an den Gesichtern der gegnerischen Angreifer sehen, dass sie es selbst nicht glauben konnten als ihre Abschlüsse nicht den Weg ins Ziel gefunden haben. Nico schätzte die Geschehnisse anschließend wie folgt ein:

„Das Team hat die gesamte Spielzeit gezeigt, dass es kämpfen will und die Punkte mitnehmen möchte. Trotz dessen das ich sehr selbstkritisch bin würde ich sagen, dass ich ein gutes Spiel gemacht habe und die Mannschaft somit unterstützen konnte.“

Resümee:

Die Saalebiber haben es tatsächlich geschafft und sich auswärts gegen die favorisierten Füchse durchgesetzt. Es war zwar „nur“ das erste Saisonspiel aber dies sind schon ein paar Big Points im Kampf und die Play-Off Plätze. Das Team hat gezeigt was vielleicht möglich sein könnte aber es gibt auch noch einiges an Potential welches abgerufen werden muss. Kapitän Fabulous Baierl sah es so:

„Mannschaftliche Geschlossenheit in der Defensive, die nötige Durchschlagskraft in der Offensive und das Quäntchen Glück an einigen Stellen und in einigen Phasen des Spiels haben uns den optimalen Saisonstart gegen den Favoriten der Staffel beschert. Nico im Tor war dabei wieder herausragend und ein unglaublicher Rückhalt.“

Trainer David Lachnit fasste es wie folgt zusammen:

„Der Sieg war nicht unverdient, weil wir in der Defensive besser waren. Allerdings wäre auf Grund der Offensiv- samt Abschlussstärke des Gegners auch eine Niederlage möglich gewesen.“

Am kommenden Samstag steht mit dem Heimspiel gegen den SCS Berlin die nächste Partie an. Dafür heißt es in der Trainingswoche hart zu arbeiten um den Erfolg gegen Quedlinburg mit drei weiteren Punkten zu vergolden.

Verfasser: T-Co CoSt